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Gerl-Falkovitz kritisiert Stil der Debatte um Frauenweihe

Der Ton, in dem das Amt der Diakonin eingefordert wird, verhindert das sachliche Nachdenken, sagt die Religionsphilosophin.
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz  kritisiert Stil der Debatte um Frauenweihe
Foto: Bjoern Haenssler | Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz ist Religionsphilosophin und leitet das Europäische Institut für Philosophie und Religion an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien.

Zum Gedenktag der heiligen Katharina von Siena hat am Montag in Speyer der bundesweite "Tag der Diakonin" stattgefunden. Dazu erklärte die Theologin Marianne Schlosser, warum es unpassend sei, den "Tag der Diakonin" am Tag dieser Heiligen zu begehen. In Nachgang kritisiert die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz die Art und Weise der Diskussion rund um die Forderung nach diesem Amt. Sie nimmt Bezug auf die Äußerungen der Vertreterinnen von verschiedenen Frauenverbänden am Montagabend.

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Nach der Liebe ihres Gehorsams empfängt die Seele ihren Lohn

So war unter anderem die Rede von einer „Form des Machtmissbrauchs, wenn nicht männliche Menschen aufgrund ihres Geschlechts ausgeschlossen bleiben“. Es sei höchste Zeit, dass die amtliche Kirche das kompetente Engagement der Frauen „sakramental entgegennimmt und einbindet“. Es gäbe einen „gender ordination gap von 100 Prozent“, weil „nur ein Geschlecht zum Weiheamt zugelassen“ würde, hieß es. Gerl-Falkovitz zitiert hierzu aus dem Buch "Gottes Vorsehung" der heiligen Katharina von Siena: „Alle habe ich in den Weinberg des Gehorsams geschickt, um auf verschiedene Art darin zu arbeiten. Jedem wird der Lohn nach dem Maß seiner Liebe entrichtet und nicht nach dem geleisteten Werk und der aufgewendeten Zeit. (...) Nach der Liebe ihres Gehorsams empfängt die Seele ihren Lohn und füllt ihr Gefäß in Mir, dem friedvollen Meer.“

Weiter meint Gerl-Falkovitz, der Ruf von katholischen Frauenverbänden nach dem Diakonat der Frau gründe sich auf geschichtliche Traditionen in Ost und West, die in unterschiedlicher Weise von Diakoninnen sprechen.

Der Tonfall ist schwierig

Die Prüfung dieser Daten und die Prüfung ihrer Reichweite bis in eine mögliche sakramentale Weihe hinein laufe bereits. "Es kann sein, dass die Kirche diesen ,Dienst' in einer neuen Weise formuliert. Es kann auch sein, dass das nicht geschieht oder nicht bald geschieht. Aber schwierig bleibt der Ton, in dem ,Gleichberechtigung', auch für ,nicht-binäre Personen' und ,nicht männliche Menschen', durch die ,göttliche Geistkraft' eingefordert werden." Zu viele ungeklärte Probleme und Schlagwörter auf einmal verstimmten das sachliche Nachdenken, so die Religionsphilosophin. „,Weinberg des Gehorsams' klingt einfacher bei Katharina von Siena."

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